Samstag, 3. Januar 2015

Offener Brief an Dompropst Norbert Feldhoff


Herr Feldhoff,

Sie haben angekündigt, dass Sie anlässlich der Pegida-Demonstration die Dombeleuchtung in Köln abschalten werden. Sie wollen es damit den Verantwortlichen der Semper-Oper in Dresden gleich tun. Diese Aussage hat mich als Christ äußerst verwirrt. Sie vergleichen ein Schauspielhaus mit einem Haus Gottes. In der Semper-Oper werden Schauspiele feilgeboten, in einer Kirche … aber das sollten Sie als Domprobst eigentlich besser wissen als ich.
Sie predigen Sonntag für Sonntag den, der sich als Licht der Welt bezeichnet, und am Montag schalten Sie das Licht aus!

Sie vertreten den, der sagte, er sei für die Sünder gekommen, und Sie lassen den Sünder im Dunkeln stehen!

Sie sind ein Nachfolger dessen, der die Sünder – Huren, Zöllner – in ihren Häusern aufsuchte, und Sie lassen die, die Sie als Sünder einordnen im Dunkeln vor der Tür stehen.
Sie haben versucht, sich politisch korrekt zu verhalten; aber das ist nicht die Botschaft, die Jesus gepredigt hat. Durch Ihre Aktion verurteilen Sie Menschen, mit denen Sie nicht einmal gesprochen haben.

Wenige Tage nachdem die Christen in aller Welt die Geburt des Friedensfürsten gefeiert haben treiben Sie den Keil zwischen den Menschen tiefer.
Sollte nicht gerade die Kirche die Rolle des Vermittlers bei solchen Auseinandersetzungen übernehmen? Sie haben meiner Ansicht nach eine große Chance verpasst. Statt den Pegida-Leuten das Licht auszuschalten, hätten Sie Ihre Tür öffnen sollen, zum Gespräch einladen und sich als Mittler zwischen den beiden Streitparteien anbieten. Hätten Sie die Montagsdemos mit etwas Interesse verfolgt, hätten Sie festgestellt, dass diese Menschen vor allem einen ehrlichen Ansprechpartner suchen, der Ihre Probleme ernst nimmt. Hätten nicht Sie als Geistlicher, der außerhalb der Politik stehen soll, diese Rolle glaubhaft übernehmen können?

Stellen Sie sich doch einfach einmal vor, Sie würden sich mit einem Problem nicht verstanden fühlen. Sie gehen im Gebet vor Gott … und der macht Ihnen das Licht aus! Gott sei es gedankt dass ER nicht so ist. Geben Sie sich einen Ruck und schalten Sie das Licht nicht aus, sondern öffnen Sie Ihre Tür und lassen Sie die Menschen im Gotteshaus zur Ruhe finden. Sie werden es nicht bereuen.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Kirsch
(dieser Brief wurde par e-mail an die Dompropstei und an Dompropst Feldhoff gesendet)

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